Archiv des Autors: Katharina Habermann

Stadt Jena lobt Kunstpreis für ein Weigel-Denkmal aus

Die Erhard-Weigel-Gesellschaft freut sich mitteilen zu können, dass die Stadt Jena aus Anlass des Jubiläumsjahrs 2025 zum 400. Geburtstag Erhard Weigels den Botho-Graef-Kunstpreis in dieser Runde für „Ein multimediales Denkmal für Erhard Weigel“ auslobt.

Den vollständigen Text der Preisauslobung finden Sie auf den Seiten der Stadt Jena.
Ein multimediales Denkmal für Erhard Weigel

Näheres zu diesem Kunstpreis, zum Namensgeber und weitere Informationen finden Sie ebenfals auf den Seiten der Stadt Jena.
Botho-Graef-Kunstpreis der Stadt Jena

Interessierte Künstlerinnen und Künstler, die mehr über Erhard Weigel erfahren möchten, können sich gern an die Weigel-GEsellschaft wenden.

Öffentlicher Vortrag am 25. März 2023

Am 25. März 2023 hat Prof. Dr. Kaspar von Greyerz (Universität Basel) ab 17:00 Uhr im historischen „Haus im Sack“ (Oberlauengasse) in Jena einen Vortrag zum Thema
„Zwischen Descartes und Wolff: Erhard Weigel und die Jenaer Physikotheologie (ca 1650-1730)“
gehalten.


Die Physik des französischen Philosophen René Descartes (1596–1650) erwies sich quer durch Europa für viele Gelehrte, die sich mit der Natur und ihren Gesetzen beschäftigten, als ausgesprochen attraktiv, weil sie die Rolle von Mathematik und Geometrie nachdrücklich aufwertete, so auch für Erhard Weigel (1625–1699) und seine zahlreichen Schüler. Die Lehre Descartes‘ war jedoch keineswegs unumstritten. Es war nicht klug, sich offen dazu zu bekennen. Ähnliches gilt für das Naturverständnis des Aufklärers Christian Wolff (1679–1754), dessen Werk eine grosse Faszination auf die deutschen Naturwissenschaftler des frühen 18. Jahrhunderts ausübte. Auch sein Rationalismus war aus theologisch-kirchlicher Sicht nicht unumstritten. Auch wenn Weigel sich nicht als Physikotheologe bezeichnen lässt, so stand er doch in mancherlei Hinsicht am Beginn einer Tradition der Jenaer Physikotheologie. Physikotheologen waren hauptsächlich Naturwissenschaftler (damals noch Naturphilosophen genannt), Theologen und Ärzte, die den Nachweis der Vereinbarkeit von biblischer Überlieferung und neuer Wissenschaft zu erbringen versuchten. In meinem Vortrag wird es darum gehen, wie sich Weigel und die Jenaer Physikotheologen zwischen den Lehren Descartes‘ und Wolffs positionierten.


Öffentlicher Vortrag am 6. Mai 2021

Gemeinsam mit der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft hatte die Erhard-Weigel-Gesellschaft zu einem öffentlichen Vortrag von Thomas Behme (Berlin) zum Thema

„Erhard Weigels Gottesbeweis und dessen Kritik durch Leibniz“

eingeladen. Der Vortrag fand am Donnerstag, 6. Mai 2021, 16:00 Uhr online statt.

Frühere Veranstltungen der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft


Der in Jena lehrende Mathematiker Erhard Weigel (1625‒1699) hat im Rahmen seiner Bemühungen um eine mathematikorientierte Universalwissenschaft und methodisch exakte natürliche Theologie auch einen sogenannten mathematischen Gottesbeweis (Demonstratio Mathematica, quavis Euclidea fortior, esse Deum Mundi Conditorem & Rectorem) entwickelt. Mit diesem sollte die Existenz Gottes und seiner Vorsehung „unwiderlegbar“ und „mit dem höchsten Grad an Gewißheit“ bewiesen werden. Leibniz, der selbst an der Spitze der apologetischen Front gegen den zeitgenössischen Atheismus stand, hatte bekanntlich bei Weigel in Jena studiert und teilte mit ihm sowohl das Anliegen einer mathematikorientierten „Scientia generalis“ als auch die Zielsetzung eines methodisch gesicherten Gottesbeweises. Er war bereits mit den frühesten Entwürfen dieses Beweises in Weigels Schriften der 1670er Jahre vertraut und hat in seinen Publikationen immer wieder Anläufe zur Auseinandersetzung damit unternommen, wobei fast jede der einschlägigen Publikationen Weigels zum Gottesbeweis eine darauf bezogene Stellungnahme von Leibniz ausgelöst hat. Da sich diese Auseinandersetzung über einen Zeitraum von fast 20 Jahren erstreckte, dokumentiert allein dies bei aller Kritik ein nicht nachlassendes Interesse von Leibniz am Entwurf seines Lehrers. Der Vortrag stellt den Gedankengang des Gottesbeweises gestützt auf Weigels Schriften De Corpore Divini Numinis Charactere Demonstrativo, der Theodixis Pythagorica, dem Wienerischen Tugend-Spiegel, der Philosophia Mathematica Theologia Naturalis Solida sowie die zentralen Gedanken von Leibnizens teils zustimmender, teils kritischer Würdigung dar.

Verschoben: Öffentlicher Vortrag am 3. Juli 2020

Der für den 3. Juli 2020 ab 17:00 Uhr geplante Vortrag von PD Dr. Jens Lemanski (FernUniversität in Hagen) zum Thema „Erhard Weigels Erfindung des Schlussmaßes“ wurde verschoben. Der Vortrag fand am 18. November 2023 im Rahmen des 9. Weigel-Kolloquiums statt.


Der Philosoph und Mathematiker Erhard Weigel erfand Mitte des 17. Jahrhunderts eine anschauliche Methode, um Sätze und Beweise der Logik zu vereinfachen. Diese revolutionäre Erfindung brachte ihm aber zahlreiche Schwierigkeiten ein, da sie den vorherrschenden Methoden an den Universitäten nicht entsprach. In Sorge um mögliche Repressalien schickte er seinen Schüler Johann Christoph Sturm Anfang der 1660er Jahre in die Niederlanden, um im dortigen liberalen Klima seine Methode publik zu machen. Erst Ende des 17. Jahrhunderts finden sich Hinweise in Weigels Schriften, in denen er selbst auf seine Erfindung aufmerksam macht. In der Zwischenzeit hatten Weigels Schüler wie Gottfried Wilhelm Leibniz und Nachfolger wie Johann Christian Lange diese Methode weiterentwickelt. Das Resultat dieser Weiterentwicklung war der Entwurf der historisch ersten Logikmaschine. Diese wegweisenden Ideen finden gerade heute, im Zeitalter Künstlicher Intelligenz, wieder Beachtung und Anwendung.

Erhard Weigel an Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg, 19. Juni 1653

Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg war einer der Nutritoren der Universität Jena. Bei diesem Schreiben Erhard Weigels handelt es sich um das Widmungsschreiben in der Schrift zu einer Disputation über den Kometen von 1652 an der Universität Jena unter Weigels Vorsitz und dem Respondenten Johann Benjamin Schilter (Dedikation auf den Seiten A2a-4b).

Commentatio Astronomica De Cometa Novo Qui sub finem Anni 1652. lumine sub obscuro nobis illuxit. Jena 1653

VD17 39:118168C, Digitalisat

Wann feiern wir Ostern?

Anlässlich der bevorstehenden Osterferien und Ostertage sei an dieser Stelle einmal etwas zum Ostertermin angemerkt, der bekanntlich als beweglicher Feiertag von Jahr zu Jahr auf verschiedene Kalendertage fallen kann, und dazu, was Ostern mit Erhard Weigel zu tun hat.

In jedem Kalender können wir Ostern zuverlässig auffinden. Selbst auf mehrere Jahre im Voraus kann man sich dazu schlau machen. Wie aber kommt das Osterdatum in unsere Kalender?

Als sicheres Hilfsmittel für die Berechnung des Osterdatums (gemeint ist dabei immer der Ostersonntag) kann der Algorithmus herangezogen werden, den der Mathematiker Carl Friedrich Gauss Anfang des neunzehnten Jahrhunderts zur Berechnung des Osterdatums entwickelt hat (hier als Arbeitsblatt ohne Formeln). Mit seiner Rechenvorschrift hat Gauss die komplexen und kompliziert anmutenden Vorgaben, die mit der Einführung des Gregorianischen Kalenders für die Berechnung des Osterdatums gemacht wurden, in einen Rechenalgorithmus umgesetzt, den man heutzutage auch einfach programmieren kann.

Unabhängig von der Gauss’schen Berechnung des Osterdatums hört und liest man oft von der rein astronomischen Vorschrift, dass der Ostersonntag auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgelegt ist. Dabei würde man davon ausgehen, dass der Frühlingsvollmond der erste Vollmond ist, der im Frühling, also nach dem Frühlingsanfang, stattfindet. Die Astronomie besagt weiter, dass der Frühlingsanfang astronomisch der Tag ist, an welchem Tag und Nacht gleich lang sind. An diesem Tag geht die Sonne am Himmel durch den sogenannten Frühlingspunkt. Dieser astronomische Frühlingsanfang kann auf einen der drei Tage 19., 20. oder 21. März fallen. Der entsprechende Tag ist auch stets in unseren Kalendern als Frühlingsanfang gekennzeichnet. Damit scheint die Sache mit dem Ostertermin also eine klare Angelegenheit zu sein. Man weiß dank der Astronomie und ihrer präzisen Daten genau, wann Frühlingsanfang ist, kann den darauf folgenden Vollmond bestimmen und schon weiß man, wann Ostern ist. Tatsächlich?

Ganz so einfach scheint es dann wohl doch nicht zu sein. Knifflig wird das Ganze beispielsweise dann, wenn Frühlingsanfang und Vollmond zeitlich nahe beieinander liegen. So haben wir für 2019 das folgende Szenario:

  • astronomischer Frühlingsanfang: Mittwoch 20. März 2019 (22:58 Uhr MEZ)
  • erster Vollmond nach Frühlingsanfang: Donnerstag 21. März 2019 (2:43 Uhr MEZ)
  • „Frühlingsvollmond“ der Osterfestrechnung: Freitag 19. April 2019 (13:12 Uhr MEZ)
  • Ostersonntag: Sonntag 21. April 2019

Diesen Ostersonntag für das Jahr 2019 erhalten wir auch mittels der Gauss’schen Rechenvorschrift. Astronomisch korrekt wäre doch aber der Sonntag nach dem 21. März 2019, also der 24. März 2019, oder? Ostern findet also nicht an seinem astronomisch „wahren“ Tag statt? Obendrein gilt der astronomisch erste Frühlingsvollmond nicht für die Osterfestrechnung.

Die Situation, dass Ostern nicht auf den astronomisch „wahren“ Termin fällt, tritt gelegentlich ein und wird gemeinhin als Osterparadoxon bezeichnet.

Wer sich nach näheren Hintergründen für diese Phänomen fragt, dem hilft vielleicht ein Blick in die Geschichte. Hier kommt nämlich auch der religiöse Hintergrund des Osterfestes mit ins Spiel. Als wesentliche Eckpunkte sollen aber lediglich das Konzil von Nicäa im Jahre 325 und die Gregorianische Kalenderreform von 1582 erwähnt werden.

Das fragliche Konzil von Nicäa war eine vom römischen Kaiser Konstantin I. im Jahre 325 in der kleinen Stadt Nicäa einberufene Bischofskonferenz, die Grundfragen des christlichen Glaubens – so auch den Termin des in der christlichen Überlieferung bedeutsamen Festes der Auferstehung Jesu Christi – behandelte. Ein „Protokoll“ der Beschlüsse dieses Konzils gibt es allem Anschein nicht, aber die Überlieferung besagt, dass dieses Konzil in Sachen Ostertermin im Jahre 325 folgendes festgelegt hat:

  • Kirchlicher Frühlingsanfang ist immer der 21. März.
  • Der Frühlingsvollmond, auch „Kirchen-Vollmond“, ist der Vollmond, der bei oder nach diesem kirchlichen Frühlingsbeginn stattfindet.
  • Ostersonntag ist am ersten Sonntag nach dem „Kirchen-Vollmond“ zu feiern.

Dreh- und Angelpunkt ist also der Frühlingsanfang, der in der kirchlichen Osterfestrechnung per-definitionem auf den 21. März gelegt ist. Der diesem kirchlichen Frühlingsanfang folgende „Kirchen-Vollmond“ kommt in der Osterfestrechnung des Gregorianischen Kalenders dem tatsächlichen astronomischen Vollmond außerordentlich nahe, aber es kann eben Abweichungen geben.

Zudem spielt es hierbei offenbar auch noch eine Rollen, um welche Uhrzeit der Vollmond genau stattfindet (und dann bzgl. welches Meridians?), da es ja direkt am 21. März 2019 dem Stichtag des Konzils von Nicäa (2:43 Uhr MEZ) einen Vollmond gab, „Kirchen-Vollmond“ aber erst der Vollmond am 19. April 2019 ist. Im Jahr 1799 hat es ebenfalls am 21. März einen Vollmond gegeben und Ostern war am 24. März 1799. Der Vollmond vom 21. März 1799 fand aber nachmittags 16:00 Uhr MEZ statt. Weitere Vollmonde am 21. März mit Ostern am darauf folgenden Sonntag gab es zum Beispiel in den Jahren 1856 oder 2008.

Der Gregorianische Kalender wurde im Jahre 1582 durch eine Verfügung des Papstes Gregor XIII. in Kraft gesetzt, um die aufgelaufene Abweichung des Julianischen Kalenders vom tatsächliches Jahreslauf der Sonne zu beheben. Mit dieser Kalenderreform wurde außerdem ein für die Osterfestrechnung maßgebliches Rechenschema eingeführt, das die astronomischen Vollmonddaten sehr gut approximiert und frühere Abweichungen auf ein historisches Minimum reduzierte. Mathematischer Kopf dieses Kalenders war der Jesuit Christoph Clavius. In Deutschland wurde der neue Kalender anfangs jedoch nur von den katholisch regierten Ländern übernommen. Die protestantischen lehnten ihn grundsätzlich ab (weil vom Papst angeordnet!). Man beachte die historisch kurz zuvor mit Luthers Thesenanschlag 1517 begonnene Reformation. Das Ganze zumindest führte zum Paradoxon einer doppelten Kalenderführung in Deutschland während des gesamten 17. Jahrhunderts. Im Zuge ständiger akademischer und theologischer Kontroversen hatte sich schließlich Erhard Weigel sowohl auf wissenschaftlichem als auch auf politischem Parkett jahrelang und bis zu seinem Tode dafür engagiert, dass endlich auch die Protestanten in Deutschland ihren Kalender dem tatsächlichen Lauf der Sonne anpassen und den neuen Kalender übernehmen. Da aber tiefe Gräben zwischen Katholiken und Protestanten eine einfache Übernahme des (katholischen) Gregorianischen Kalenders verhinderten und der neue Kalender der Protestanten nicht all zu Gregorianisch aussehen durfte – was er bzgl. des Kalendariums natürlich tat – wollte man sich in der Osterfestrechnung von den Katholiken abgrenzen. Zu dieser Zeit begann die Wissenschaft sich von der Kirche zu emanzipieren und insbesondere die aufstrebenden Naturwissenschaften entwickelten ein neues Selbstbewusstsein. In dieser naturwissenschaftlichen Aufbruchstimmung glaubten die trotzdem in ihrem Glauben tief verwurzelten Protestanten unter den Wissenschaftlern mit einer astronomisch korrekten Bestimmung des Osterdatums sogar, bessere Christen zu sein. Sie gingen überdies soweit, dass sie annahmen, die astronomischen Fakten würden sogar den Papst überzeugen können, die mit dem Gregorianischen Kalender verknüpfte formal rechnerische durch eine auf astronomischen Beobachtungsdaten basierende Bestimmung des Osterfestes abzulösen. Denn es war bereits damals, also vor mehr als dreihundert Jahren, bekannt, dass es durch die zyklische Osterfestrechnung des Gregorianischen Kalenders zu Abweichungen vom astronomisch „wahren“ Osterdatum kommen kann. Die (protestantische) Kalenderreform wurde schließlich 1700 (genau zu dem Zeitpunkt, als die Differenz zwischen beiden Kalendern von 10 auf 11 Tage angewachsen war) und tatsächlich mit einer astronomischen Osterfestrechnung basierend auf den Rudolfinischen Tafeln von Johannes Keplers realisiert. In den Jahren 1724 und 1744 fiel Ostern dann nach katholischer und evangelischer Berechnung auf zwei verschiedene Termine, was dazu führte, dass die evangelischen und katholischen Christen in Deutschland zu unterschiedlichen Terminen Ostern feierten. Auf Veranlassung Friedrichs II. (1712–1786) wurde schließlich im Jahre 1775, da Ostern 1778 wieder auf zwei verschiedene Termine zu fallen drohte, die astronomische Osterfestrechnung abgeschafft und de facto der Gregorianische Kalender endgültig – auch mit seiner Osterfestrechnung – übernommen.

Erhard Weigel an Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar, 11. April 1658

Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar war einer der Nutritoren der Universität Jena. Bei diesem Schreiben Erhard Weigels handelt es sich um das Widmungsschreiben in der Schrift

Analysis Aristotelica ex Euclide restituta : Genuinum Sciendi modum, & Nativam restauratae Philosophiae faciem per omnes Disciplinas & Facultates ichnographice depingens ; Opus omnium Facultatum Cultoribus ad soldiam eruditionem summe necessarium, maxime proficuum. Jena 1658

VD17 1:065356T, Digitalisat

Am Ende des Textes verweist Weigel für die Datierung auf den Geburtstag des Widmungsempfängers, d.h. auf den 11. April 1658.

Brief Erhard Weigels an die Mitglieder des Consistoriums der Universität Jena, 28. Juni 1657

Laufende Nr. im Briefwechselverzeichnis von Stefan Kratochwil: No. 18
(Der Briefwechsel von Erhard Weigel. Seite 144.)

Dieser Brief ist abgedruckt in Hans Müller: Zwei Schreiben von Erhard Weigel. In: Jenaische Zeitung – Blätter für Unterhaltung, Nr. 281 von Sonnabend dem 30. November 1929. Online via ThULB Jena.

Viri admodum reverendi, magnifici. amplissimi, nobilissimi, consultissimi, excellentissimi, domini professores, collegae, fautores, amici, ex parte compatres pl. colendi, observandi.

Demnach bisanhero die Inquisition wegen der Hausstürmerey so weit fortgestellet, daß mann wol zur Straf schreiten können wird, und sonsten andere sehr wichtige Punkte, so keinen moram leiden, eingefallen, über dieses auch Herzog Ernsts zu Sachsen Fürstl. Gn. morgen, geliebts Gott, gegen Vormittag allhiero ankommen undt nacher Altenburgk verreisen werden, dannenhero ein Consistorium unumbgänglich angestellet werden müssen,
Als werden meine grosgünstige H. Collegen hiermit sub side academica5 erinnert undt dienstfr. gebeten, sich also halten morgendes Montags, gönnets Gott, nach gehaltener Betstunde in demselben sambt u. sonders einzustellen, und verbleibe

Jehna, am 28. Junii ao. 1657.

Meiner grosgünstigen H. Collegen
dienstgefl.
Erh. Weigelius, PP.
h.t. Prorector.


Fußnote, nach Hans Müller (vgl. Referenz oben):

5   Unter Hinweis auf ihre Pflicht gegen die Universität.

Brief Erhard Weigels an die Mitglieder des Consistoriums der Universität Jena, 14. Juni 1657

Laufende Nr. im Briefwechselverzeichnis von Stefan Kratochwil: No. 17
(Der Briefwechsel von Erhard Weigel. Seite 144.)

Dieser Brief ist abgedruckt in Hans Müller: Zwei Schreiben von Erhard Weigel. In: Jenaische Zeitung – Blätter für Unterhaltung, Nr. 281 von Sonnabend dem 30. November 1929. Online via ThULB Jena.

Viri admodum reverendi, magnifici. amplissimi, nobilissimi, consultissimi, excellentissimi, domini professores, collegae, fautores, amici, ex parte compatres pl. colendi, observandi.

Meinen grosgünstigen H. Collegen gebe ich hiermit zu vernehmen, welcher gestalt unser fr. geliebter Collega, M. D. Johannes Theodorus Schenk,1 … mich berichten lassen, das der liebe Gott seine Hausfrauen heute umb halv weg 9 Uhr vormittag durch den zeitlichen Todt von dieser Welt abgefordert, weil er denn gesonnen, selbige an nechstkünftigen Mittwochen, gelibts Gott, begraben zu lassen. Als hat er instendig umb eine Grabstelle vor sie in der Collegenkirchen nebenst seinem Vatter, H. D. Eusebio Schencken,2 anhalten lassen, doch solcher gestalt, das ihm eine doppelte Stelle vergönnet werden möge, im Falle der liebe Gott ihn auch balt abholen würde, das er sodann zu ihr geleget werden könne, und verhoffet, es würde der wollöbl. Senatus Academicus ihm als einem Collegen solches nicht abschlagen, ist auch erbötig, beyde Stellen, was bräuchlichen, paar zu bezalen.
Bitte demnach, meine ggünstige HH. Collegen wollen sich mit ihren votis3 herauslassen, ob man ihm hierinnen gratificiren, und was er deswegen erlegen soll? Undt verbleibe

Jehna, am 14. Junii 1657.

Meiner ggünstigen HH.
Collegen
dienstgefl.
Erhardus Weigelius, MPP.
h.t. Pro Rector.

Mir ist die Stelle, da H. D. Schenck senior seel. sein Begräbnüß hat, nicht bekandt, und weiß ich nicht, ob Raum zu zweyen Grabstellen darneben sey, oder nicht, im Fall der Raum vorhanden und sonst kein sonderlich erheblich Bedenken darbey ist, bin ich zufrieden, daß unßerm freundl. gelibt. Collegä D. Schencken wilfahrt werde, Joh. Musäus.

Consentio;4 und haltte darfür, daß wenn Raum fürhanden, unserm freundlich geliebten Herrn Colegen, billig gratificieret werde, und wissen wegen des Raums die Tottengräber am besten Bescheid. Christ. Chemnitz. D.


Fußnoten, nach Hans Müller (vgl. Referenz oben):

1   Professor der Medizin in Jena 1653–1671.
2   Professor der Medizin in Jena 1618–1628.
3   Meinungen.
4   Ich stimme bei.

Öffentlicher Vortrag am 21. Februar 2019

Die Erhard-Weigel-Gesellschaft hatte zu einem öffentlichen Vortrag von Dr. Guido Hinterkeuser (Berlin) über eine Erfindung Erhard Weigels eingeladen.

„Fliegende Stühle in Kopenhagen und Schwerin. Neue Quellen zur Verbreitung einer Erfindung Erhard Weigels“

Der Vortrag fand am Donnerstag, den 21. Februar 2019 ab 19:00 Uhr im Vortragsraum im „Haus im Sack“ in Jena (Oberlauengasse, Karte) statt und stieß auf großes Interesse.

In dem Vortrag wurden neue Archivfunde zu dem von Erhard Weigel erfundenen Fahrstuhl vorgestellt. Erstmals kann damit dessen Funktionsweise genau rekonstruiert werden. Diese Erfindung Erhard Weigels war nicht nur eine technische Raffinesse, welche das Weigelsche Wunderhaus in Jena zierte, sondern wurde bis nach Dänemark verbreitet und angewandt.

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