Der Pancosmos von Erhard Weigel

Neben den heraldischen Himmelsgloben hat Erhard Weigel auch übergroße begehbare Riesengloben gebaut bzw. bauen lassen. Diese von Weigel als „Pancosmos“ bezeichneten Globen sind von eigenem Interesse, da sie als Vorläufer heutiger Planetarien gelten.

Noch als junger Professor war Weigel 1659 mit dem Neubau des Jenaer Stadtschlosses beauftragt worden. Als Oberbaudirektor ließ er 1661 zum Abschluss der Arbeiten auf dem Dach des Schlosses einen übergroßen Globus errichten. Der Durchmesser betrug etwa 5,5 Meter.1 Man findet diesen Globus auf mehreren zeitgenössischen Stadtansichten, wie z.B. auf dem Kupferstich „Jena von Norden“ von Caspar Junghanß (linke Bildhälfte, Objektbeschreibung). Die Abbildungen vermitteln den Eindruck, als würde es sich bei diesem Globus auf dem Jenaer Schloss lediglich um eine übergroße Armillarsphäre handeln. Ein genaueres Studium seiner Beschreibungen zeigt allerdings, dass es sich um eine geschlossene Kugel gehandelt hat, die von einer Armillarsphäre umgeben war.1 Wegen seines großen Gewichts wurde der Globus im Jahr 1692 wieder abmontiert.2

Im Jahr 1670 publizierte Weigel zwei Schriften, in denen er den von ihm geschaffenen Pancosmos, einen Globus von mehr als drei Metern Durchmesser in dem mehrere Personen Platz fanden, als „neue Art der Himmels- und Erd-Kugel“ bezeichnete.3

Bekannt ist, dass Weigels Riesengloben, wie seine heraldischen Himmelsgloben, sowohl zu Lehrzwecken als auch später zum Zwecke der Werbung für die Kalenderreform dienten. Nachgewiesen ist auch, dass Weigel auf seiner Reise nach Dänemark und Schweden dem dänischen König Christian V. im Jahr 1696 einen Pancosmos übergab. Eine Beschreibung dieses Pancosmos hat Paul Jacob Marperger mit seiner Schrift von 1697 herausgebracht.4,5

Neben dem aufwendig ausgestatteten Pancosmos für König Christian V. von Dänemark und die wohl einfacher gestaltete Himmelskugel auf dem Dach des Jenaer Schlosses ist die einstige Existenz eines dritten Pancosmos nachweisbar. Aus Briefen des Jenaer Mathematikers, Physikers und Kalenderautors Georg Albrecht Hamberger an Johannes Meyer in Regensburg geht hervor, dass Weigel einen Pancosmos an den Kaiserlichen Hof nach Wien gesandt hatte.6

Literatur

1   Stefan Kratochwil: Der ‚Pancosmos‘ von Erhard Weigel. In: Der Globusfreund, No. 57/58 (2011) S. 11–22. JSTOR

2   Reinhard E. Schielicke: Erhard Weigel (1625–1699) und die Armillarsphäre für Eimmarts Observatorium in Nürnberg. In: Gudrun Wolfschmidt (Hrsg.): Astronomie in Nürnberg. Hamburg 2010, S. 274–287.

3   Erhard Weigel: Pancosmus Aethereus & Sublunaris, hoc est, Nova Globi Coelestis & Terrestris Adornatio. Jena 1670. Erhard Weigel: Ober- und Unter-Welt. das ist/ Eine neue Art der Himmels- und Erd-Kugel. Jena 1670.

4   Paul Jacob Marperger: Kurtze Beschreibung Des Auff allergnädigste Verordnung Dero Zu Dennemarck Norwegen Kön. Majest. Königs Christiani. V. Von […] Herrn Erhard Weigelio […] verfertigten Und den 4. Octobr. 1696. […] allhier in Copenhagen auff Rosenburg offerirten Pancosmi, oder Groß-Bilds der Welt. Ploen 1697. (PDF)

5   Tor E. Røssaak: Erhard Weigels Pancosmus. In: Der Globusfreund, No. 64/65 (2018) S. 152–153.

6   Georg Albrecht Hamberger an Johannes Meyer: Briefe vom 25. März 1699 und 6. August 1699. In: Katharina Habermann: Die Kalenderbriefe des Georg Albrecht Hamberg im Kontext der Kalenderreform von 1700. Göttingen 2012. Online