- 16. Dezember 1625
- Geburt in Weiden a.d. Waldnaab (Oberpfalz) als Sohn des Tuchmachers Michael Weigel und Anna Weigel, geb. Walthier.
- 1627/28
- Besetzung der Oberpfalz durch kaiserliche Truppen mit einsetzender Rekatholisierung; Flucht der Familie Weigel nach Wunsiedel in der Markgrafschaft Ansbach-Bayreuth
- 1628-44
- Jugendjahre und Besuch der Lateinschule in Wunsiedel
- 1644-46
- Besuch des lutherischen Gymnasiums in Halle a.d. Saale und gleichzeitige Tätigkeit als Schreiber beim Astrologen Bartholomäus Schimpfer, der ihn in Mathematik unterrichtet.
- 1646
- vorübergehende Rückkehr nach Wunsiedel; Mathematik- und Astrologieunterricht bei Archidiaconus Jakob Ellrod
- 1647-50
- Studium an der Universität Leipzig
- 1650
- Promotion zum Magister philosophiae
- 1652
- Habilitation in Leipzig mit der Dissertatio Metaphysica Prior (De Existentia) und Posterior (De Modo Existentiae, qui dicitur Duratio)
- 1653
- Berufung als Mathematikprofessor nach Jena als Nachfologer von Heinrich Hofmann
- 16. Juli 1653
- Antrittsvorlesung De Cometa Novo (über den Kometen vom Dezember 1652)
- 12. September 1653
- Hochzeit mit der verwitweten Elisabeth Hartmann
- 1654
- Ernennung zum Stipendiarorum et Alumnorum Inspector (Aufsicht über das Collegium Jenense)
- 1656
- Wahl zum Dekan der Philosophischen Fakultät; er veranlasst den Umbau des Collegium Jenense mit Ausbau des Torgebäudes, um eine Plattform für astronomische Beobachtungen zu schaffen.
- Der spätere Naturrechtslehrer und Historiograph Samuel von Pufendorf kommt als Student zu Weigel nach Jena.
- 1657
- Weigel wird erstmals Rektor der Universität; Ernennung zum Hofmathematicus durch Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar.
- 1658
- Publikation der Analysis Aristotelica ex Euclide restituta, genuinum sciendi modum, & nativam restauratae Philosophiae faciem per omnes disciplinas & facultates ichnographicè depingens. Das Werk bringt ihn in Konflikt mit der Philosophischen Fakultät.
- 30. Juli 1658
- Weigel unterschreibt eine Verpflichtungserklärung, daß er künftig „keine Collegia außer seiner Profession ohne dessen Collegae, welcher darüber bestellt, Vorbewußt und Consens halten, … sondern einig und allein der Matheseos Professioni also abwarten [werde], daß kein Collega eines Ein- oder Vorgriffs sich zu beschweren haben solle“.
- 1659-61
- leitet Schloßneubau in Jena
- 1661
- Publikation des Himmelsspiegels (Speculum Uranicum / Aquilae Romanae Sacrum …).
- 1662
- Bestallung zum Artium Architectonicarum Director supremus (Oberbaudirektor) durch Herzog Bernhard von Sachsen-Jena.
- 1663
- Gottfried Wilhelm Leibniz studiert ein Semester in Jena, u.a. bei Erhard Weigel.
- 1664
- Publikation des Speculum Temporis Civilis (Bürgerlicher Zeit-Spiegel); enthält Darlegung zur Notwendigkeit der Kalendervereinigung.
- 1665
- Publikation des Erd-Spiegels (Speculum Terrae)
- 1667-70
- Bau des Weigel’schen Hauses in Jena mit für seine Zeit bemerkenswerten technischen Inneneinrichtungen (u.a. Fahrstuhl, Wasserleitung).
- 1669
- Publikation der Idea Matheseos Universae cum Speciminibus Inventionum Mathematicarum (Mathematische Kunst-Übungen). Letztere enthalten eine Reihe technischer Erfindungen, u.a. einen Astrodicticum Simplex (Sternweiser), einen Globus mundanus (begehbarer Zimmerglobus mit Sternhimmel und meteorologischer Simulation), einen Camino-fornax (Mehrzweck-Zimmerofen) und einen Geocosmus (wirckende Erd-Kugel mit meteorologischen und vulkanischen Phänomenen).
- 1672
- Erste Reise nach Nürnberg; Zusammentreffen mit dem kaiserlichen Feldherrn und Militärtheoretiker Raimund de Montecuccoli
- 1673
- Publikation des Universi Corporis Pansophici Caput Summum.
- 1674
- Publikation der Arithmetischen Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen.
- 1675
- Weigel wird erneut Rektor der Universität
- 1679
- Weigels Bestreben, „das mysterium trinitatis aus den principiis geometricis zu demonstriren“, bringt ihn in Konflikt mit der theologischen Fakultät; er wird zur Revokation genötigt.
- 1681
- Unterthäniges Memorial an die Hohen des Chur-Sächsischen Landes (Landstände); Vorschlag zur Schul- und Kalenderreform
- 1683
- Tod der Ehefrau Elisabeth
- ab 1684
- Erprobung von Weigels pädagogischen Reformvorschlägen in seiner privaten Kunst- und Tugendschule, für die in seinem Hinterhaus Räume geschaffen werden.
- 1687
- Erneuter Aufenthalt in Nürnberg, Publikation des Wienerischen Tugend-Spiegels. Das Buch ist dem Erzherzog Joseph, dem Sohn und Nachfolger Kaiser Leopold’s I. gewidmet.
- 1688
- Ernennung zum Kaiserlichen Rat</dd
- 1691
- Versuch einer Reise nach England, um seine Forschungsergebnisse der British Royal Society vorzutragen; er kommt nur bis an die Kanalküste, wo äußere Umstände die Überfahrt verhindern.
- 2. September 1691
- Besuch bei dem holländischen Naturforscher Christian Huygens auf dessen Landgut
- 1693
- Publikation der Philosophia Mathematica, Theologia Naturalis Solida. Das Werk ist der British Royal Society gewidmet.
- 1695
- Rektor der Universität Jena
- 1696/97
- Reise nach Dänemark und Schweden, um die Zustimmung der dortigen Höfe zum Vorschlag einer Kalenderreform zu erlangen.
- 1697
- Unterbreitet dem Reichstag in Regensburg den Verbesserten Reichskalender sowie sowie den Plan zur Schaffung eines Collegium Artis Consultorum, einer Akademie und Patentanstalt als Reichsbehörde, der auch die Aufsicht über das Kalenderwesen obliegen soll. Im selben Jahr erscheinen in Regensburg der Unmaßgebliche Vorschlag zur Zeit-Vereinigung sowie das Rechenschaftliche Verzeichnüß des grossen Nutzens im Heiligen Römischen Reich, von der Bestellung eines Collegii Artis Curiosorum, aus erwählten in Mathesi, nicht nur theoretica, sondern auch vornehmlich practica, wol exercirten Kunst=Gelehrten.
- 21. März 1699
- Tod in Jena
- 23. September 1699
- Die evangelischen Reichsstände auf dem Reichstag zu Regensburg beschließen die Annahme des Verbesserten Kalenders, der Weigel’s Reformvorschläge weitgehend verwirklicht.
Literatur
Johann Dorschner: Erhard Weigel in seiner Zeit. In: Reinhard E. Schielicke, Klaus-Dieter Herbst und Stefan Kratochwil (Hrsg.): Erhard Weigel – 1625 bis 1699. Barocker Erzvater der deutschen Frühaufklärung. Beiträge des Kolloquiums anläßlich seines 300. Todestages am 20. März 1999 in Jena. (Acta Historica Astronomiae Vol. 7). Jena 1999, S. 11–39. Online
Edmund Spieß: Erhard Weigel, weiland Professor der Mathematik und Astronomie zu Jena, der Lehrer von Leibnitz und Pufendorf. Leipzig 1881. Online
Wilhelm Hestermeyer: Paedagogia Mathematica. Idee einer universellen Mathematik als Grundlage der Menschenbildung in der Didaktik Erhard Weigels, zugleich ein Beitrag zur Geschichte des pädagogischen Realismus im 17. Jahrhundert. Paderborn 1969, S. 24ff.
Werner Mägdefrau: Erhard Weigels Wirken in Jena (1653–1699) und seine Bedeutung für die deutsche und europäische Geistesgeschichte, in: Geschichte der Universität Jena. 1548/58–1958. Festgabe zum 400jährigen Universitätsjubiläum. Jena 1958, Bd. 1, S. 128–140 u. Bd. 2, S. 649–650.