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Brief Erhard Weigels an den Herzog von Sachsen-Weimar, 4. Januar 1696

Laufende Nr. im Briefwechselverzeichnis von Stefan Kratochwil: No. 168
(Der Briefwechsel von Erhard Weigel. Seite 152.)

Dieser Brief ist abgedruckt in Edmund Spieß: Erhard Weigel, weiland Professor der Mathematik und Astronomie zu Jena, der Lehrer von Leibnitz und Pufendorf. Leipzig 1881, Seite 50. Online

Hoch-Edler, Gestrenger, insonders hochzuverehrender Herr und Patron!

Nechst wünschung eines von Gott mit allem Seegen überflüssig angefüllten neuen Jahres beliebe Ew. Excellentz aus beykommendem meinem „Desiderium etc.“ zu ersehen und solches, wie bisheriges hochmögend zu recommendiren. Der Principal Versuch meiner Reyß ist in literis exprimirt. Dazu noch kommt, daß ich diese Reißefahrt über mit denen Mathematicis im Norden und unterwegs zu Francfurth a/d. Oder, Kreyfswald, Rostoch, Kiel und Altdorff de cometa modo mathematico computando (?) consilia pflegen möge.
Ich nehme einen großen Pancosmum von Kupfer, dessen Diameter-concavitatio 10 Schuh, mit daher, welcher auf besonderem Fuhrwerk bis an die See geführt wird, denselben Ihro Majestät in Dänemark allerunterthänigst zu offeriren, daß die Observationes Uraniburgicae**) befördert werden mögen.
Es sind dergleichen Reyßen beyfälliger Astronomorum zu dergleichen Zwecke nicht ungewöhnlich, wie von Haller und Andern insonderheit von Bulliaud bekannt, welcher von Frankreich auch nach Norden und insonderheit zu dem damals noch lebenden Hevelio der Observationum wegen durch Deutschland gereißet. Gott secundire diese zu Seiner Ehre und Aufnahme der Mathematik angefangene Reyße, und erhalte inzwischen Ew. Excellentz, mein und der Mathematica hochgeneigter Patron und dessen gehauß bey gutem Wohlstand, welches ich auch alle Jahre zu Gott gewünscht und demselben mich und Herrn Hambergern, qui vice mea fungitur bestermaßen zu recommendiren gebeten haben will.

Jena 4 Januar 1696
      Ew. Excellentz
      ergebener
      Erh. Weigelius, P.P.

**) Uraniburg = das Observatorium des Tycho de Brahe auf Hveen.


In der von Spieß veröffentlichten Fassung dieses Briefes ist anstelle von „Uraniburg“ die Rede von „Uramburg“. Dabei handelt es sich offensichtlich um einen Transkriptionsfehler, der stillschweigend korrigiert wurde. Zu Tycho Brahes Observatorium siehe zum Beispiel hier.

Die in diesem Schreiben erwähnte Reise hat Weigel tatsächlich angetreten. Am 4. Oktober 1696 überreichte er in Kopenhagen König Christian V. den in diesem Brief genannten Pancosmos.

Mit „Haller“ ist der englische Astronom Edmond Halley gemeint, der 1679 auf seiner Reise durch Europa auch nach Danzig reiste, dort im Hause von Hevelius wohnte und mit ihm gemeinsam astronomische Beaobachtungen durchführte. Sie arbeiteten etwa vier Wochen zusammen.

„Bulliaud“ ist der französische Astronom Ismael Boulliau, der 1661 ebenfalls nach Danzig gereist war, um Hevelius zu besuchen und mit ihm zusammen zu arbeiten.