Weigeliana Domus

Das Weigelsche Haus ist eines der Sieben Wunder Jenas. Es stand nahe der Stadtkirche und wurde 1898 abgerissen. Die an dieser Stelle neu geschaffene Straße ist nach Erhard Weigel benannt worden.

Foto: Weigelsches Haus 1897

  Das Weigelsche Haus in einer schematischen Darstellung von Benedictus Georgi (1669)
  Das Weigelsche Haus in einer schematischen Darstellung von Benedictus Georgi (1669)
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Wir kennen das Gebäude nur von Reproduktionen vergilbter Fotos und von der modellhaften Darstellung des Benedictus Georgi aus der Bauzeit. Professor Erhard Weigel, wegen seiner technischen Erfindungen von den Zeitgenossen als „Jenscher Archimedes“ gerühmt, ließ sich das Haus nach eigenen Entwürfen in der unteren Johannisstraße zwischen 1667 und 1670 erbauen. 1897/98 fiel es wohl nicht nur einem Straßendurchbruch nach Norden zum Opfer, wie der Artikel eines enttäuschten Heimatfreundes in einem Familienblatt im September 1897 erkennen lässt: Jahrhunderte sind an diesem mittelalterlichen Wahrzeichen vorübergezogen, und keiner hat sie anzutasten gewagt. Heute nun hat die Sterbestunde des einen geschlagen: Das Weigelsche Haus – das kürzlich in den Besitz eines Geschäftsmannes überging – soll, wenn nicht ganz abgebrochen, so doch gänzlich umgebaut werden.“ Äußerlich fiel das einst in der Nähe von Burgkeller und Stadtkirche stehende Haus nur durch seine Stufengiebel auf dem Satteldach auf. Im Inneren hatte Weigel eine Reihe von technisch-physikalischen Anlagen installiert, die ihrer Zeit weit vorausgriffen. Durchgängig vom Keller bis zum quadratischen Dachtürmchen verlief eine offene Spindel, um welche herum die Treppe gebaut war. Das Flachdach des Türmchens konnte geöffnet werden. Durch Verhängen der Spindel mit dunklen Tüchern wurde ein Lichtschacht geschaffen, durch den sich auch bei Tage die Sterne beobachten ließen. Im Schacht gab es zudem noch einen Fahrkorb nach dem Prinzip des Flaschenzuges, gewissermaßen ein Vorgänger des Fahrstuhls. Weitere Attraktionen des Hauses waren eine Wassserleitung, verwirklicht mittels einer hydraulichen Pumpe, und die sogenannte Kellermagd. Nach der Funktionsweise des Heronschen Brunnens kam nach dem Einfüllen einer bestimmten Menge Wasser in eine Wandöffnung seines Wohnzimmers aus einer anderen mit einem Hahn versehenen Leitung die entsprechende Menge Wein. Bis wann die technischen Anlagen in Benutzung waren, ist nicht bekannt. Schon 1785 schrieb Johann Ernst Basilius Wiedeburg dazu: „Die Verrichtungen wurden des vielen Missbrauchs halber bald eingestellt, und die Kellermagd war wohl mehr der Kuriosität halber nur auf kurze Zeit angestellt. Seit 1974 erinnert im Hofbereich westlich der Weigelstraße ein Gedenkstein an Erhard Weigel und sein berühmtes Haus.

Quelle
Winfried Haun: „Die sieben Wunder des alten Jena.“ quartus-Verlag, Bucha bei Jena 2003, ISBN 3-936455-11-1 (Verlagsankündigung)