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Brief Erhard Weigels an Gottfried Kirch, 23. August 1682

Laufende Nr. im Briefwechselverzeichnis von Stefan Kratochwil: No. 98
(Der Briefwechsel von Erhard Weigel. Seite 148.)

Dieser Brief wurde von Klaus-Dieter Herbst im Rahmen der Kirch-Korrespondenz publiziert. Dieser Edition inklusive der Anmerkungen sei an dieser Stelle gefolgt.

Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 1: Briefe 1665–1689, Brief Nr. 153, S. 160–161.

Gott mit uns!

Tit. Insonders Vielgl. Herr vnd Freund. Vor vbersendete1 fernere Ephemerides2 auff das heurige Jahr sage ich schuldigen Danck, Die vorigen 50. Exemplarien3 werden halb contentiret seyn, die vbrige Helffte habe ich unsern Adiuncto M. Schmidten4 alhier recommendiret, Ob Er vielleicht auch das Glück haben möchte solche gleicher weiß an den Mann zubringen wormit sichs aber in etwas verzogen, vnd ich habe so bal kein anderweitiges dergleichen Collegium auffthun können. Ich bin sehr ocassirt, wegen des Bauens in meinem neuen hauß, welches ich nun mehr durch Gottes Gnade bezogen.5 werde nicht nachlassen diese Arbeit ferner zu recommendiren: die Exemplarien werden sich nicht verliehren, sondern ihren Mann noch wohl erlangen.
Den iezigen Cometen6 haben wir alhier erst den 16. August zusehen bekommen. Hl. Dörffl zu Plauen hat Ihn den Dintag zuvor7 schon gesehen, weil Ihn sein Krnakes Kind8 in der nacht vnruhig gemacht, daß Er auffstehen müssen, da Er vngefehr zum Fenster hinaus sehend ihn erblickt.
Dieses Schreiben wird die Fr. Gletitzschin oferiren haben lassen. Dieselbe ist mir vber 40. Rthr schuldig vor ihres Sohns9 bey mit verzehrtes Kostgeld. Ich habe meinen StiefSohn,10 einen Cramer an Sie gewiesen mit 23. thlr. solche einem Messing Händler in Leipzig hl. Hauken vnd seinen Erben11 zu zahlen: das vbrige dem hln Günther12 Buchhändler in Dreßden da ich mich neulich auffgehalten, so viel Er davon paetendiren wird durch Stich Handlung13 zuzuschreiben. Ich habe aber bis dato keine Nachricht, weder von der Frau Gletitschin, noch von hln Günther, dem ich sonst auch 30. Exemplarien meines HimmelsZeigers14 vberlassen solche von sonder Praetension abzuziehen. Bitte mhhl. wolle die Fr. Gletitschin freundlich grüssen, vnd von ihr mündlich erfahren, wie es stehe. Sonderlich wie viel hl. Günther praetendire, Der mir es expressi weder zu Dreßden sagen, noch von Dreßden herschreiben wollen, ungeacht ich offt darum angehalten.
Ich hoffe nicht daß Er mehr alß das residuum praetendiren wird. Die 23. thlr. aber dem Messing Händler zubezahlen, gehen vor, sind ehe angewiesen, Bitte die Fr Gletitschin zu urgiren daß Sie besagten Cramer15 zu frieden stelle, damit Er meinen StiefSohn fernere wahre auff Credit von einer Meß zur andern vberlassen möge.
Bliebe wieder verhoffen hln. Günthern etwas zurück, das will ich Ihm selbst wohl gut thun. Die 23 thlr sind schon vor 2. Jahren angewiesen gewesen.
Bitte sich hierinnen zubemühen vnd mich ehist wieder zuberichten.16 Vale et amare perge

Tuum || ὅλως ὅλον || EWeigelium P. ⟨P.⟩17

Jena den 23. Aug. 1682.

Tit. || Herrn Gottfried || Kirchen Der HimmelsKunst || ergebenen || ggl. || in || Leipzig. || im Collegio || Paulino || per amy.18


Für die Anmerkungen siehe
Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 3, Seite 90.

1   Hieraus wird auf Brief Nr. 152 geschlossen, der mit der Sendung der Ephemeriden verbunden gewesen sein wird.
2   Kirch, G.: Annus II. Ephemeridum Motuum Coelestium 1682, 1682.
3   Bereits Anfang 1682 hatte Kirch vom zur Neujahrsmesse in Leipzig erschienenen ersten Jahrgang seiner Ephemeriden 50 Exemplare nach Jena geschickt, wo sie Weigel in seinen Vorlesungen verkaufte. Siehe Brief Nr. 122.
4   Johann Andreas Schmidt.
5   Bis zu dieser Zeit wohnte Weigel als Inspektor des Internats im Gebäudekomplex der alten Universität (Collegium Jenense). Das von Weigel 1682 bezogene (siehe Spieß, 1881, S. 31 f.), aber schon 1667 bis 1670 neuerbaute Haus zeichnete sich durch viele technische Eigenheiten aus, welhalb es auch noch heute als eines der 7 Wunder von Jena bezeichnet wird. Es wurde 1898 abgerissen. Siehe Weber, 1897.
6   Komet 1P/1682 Q1 (Halley). Siehe Kronk, 1999, S. 373–376 und Yeomans, 1991, S. 422. Nur zu diesem Kometen siehe Freitag, 1984.
7   15./25. August 1682.
8   Vermutlich Euphrosyne Dörffel. Siehe Pfitzner, 1998, S. 43.
9   Thomas Fritsch, Sohn von Katharina Margaretha Gleditsch aus erster Ehe mit Johann Fritsch.
10   Von Weigels Stiefsöhnen sind nur zwei mit Namen bekannt, Martin und Christoph Hartmann, beides Söhne aus erster Ehe von Weigels Frau Elisabeth. Da Christoph und Martin studiert haben, wird der hier genannte Kramer ein dritter Stiefsohn sein.
11   Hauke. Vorname und Erben nicht ermittelt.
12   Michael Günther.
13   Stich Handlung: kaufmännisch Kauf- oder Tauschgeschäft. Siehe Grimm, 1984, Bd. 10, Sp. 404–407, Handlung 11) und 12) sowie Bd. 18, Sp. 2688–2693, Stich B 8).
14   Weigel, E.: Himmels=Zeiger, 1681.
15   Die von Weigel beschriebenen Verbindlichkeiten geben nur Sinn, wenn dieser „Cramer“ der Messinghändler Hauke ist, und nicht Weigels Stiefsohn, der auch als „Cramer“ bezeichnet wird. Denn dem Messinghändler Hauke sind unbedingt die 23 Taler zu zahlen, die dieser schon seit zwei Jahren zu erhalten hat, damit er anschließend Weigels Stiefsohn, auch ein Kramer, weiterhin Kredit gewähren wird. Da das im Interesse von dem Stiefsohn ist, hatte Weigel ihn bezüglich der 23 Taler zu Frau Gleditsch geschickt.
16   Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt.
17   „Lebe wohl und fahre fort, Deinen [Dir] ganz und gar ergebenen Erhard Weigel, ordentlicher Professor, zu lieben.“
18   Der den Brief überbringende Freund wurde nicht ermittelt.


Literatur

  • Gottfried Kirch. Annus II. Ephemeridum Motuum Coelestium 1682. Leipzig 1682. VD17 39:119642A, Digitalisat
  • Edmund Spieß: Erhard Weigel, weiland Professor der Mathematik und Astronomie zu Jena, der Lehrer von Leibnitz und Pufendorf. Leipzig 1881. Online
  • Paul Weber: Das Weigel’sche Haus und das alte Jena. Jena 1897.
  • Garry W. Kronk: Cometography. A Catalog of Comets. Volume 1: Ancient–1799. Cambridge 1999.
  • Donald K. Yeomans: Comets. A Chronological History of Observation, Science, Myth, and Folklore. New York [u.a.] 1991.
  • Ruth S. Freitag: Halley’s Comet: A bibliography. Washington 1984.
  • Elvira Pfitzner: Die astronomischen Beobachtungen des Geistlichen Georg Samuel Dörffel. 1643–1688. Weissbach 1998
  • Erhard Weigel: Himmels-Zeiger Der Bedeutung Bey Erscheinung Des ungemeinen Cometen : Anno 1680. von 6. Novembr. an/ beobachtet. Jena 1681, VD17 39:123010L, Digitalisat
  • Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Nachdruck der Erstausgabe 1854–1960. Stuttgart 1984 (München 1991). Online

Brief Erhard Weigels an Gottfried Kirch, März 1682

Laufende Nr. im Briefwechselverzeichnis von Stefan Kratochwil: No. 94
(Der Briefwechsel von Erhard Weigel. Seite 148.)

Dieser Brief wurde von Klaus-Dieter Herbst im Rahmen der Kirch-Korrespondenz publiziert. Dieser Edition inklusive der Anmerkungen sei an dieser Stelle gefolgt.

Dieses Schreiben Erhard Weigels ist ein Zusatz am Schluß des Briefes von Gottfried Teuber an Kirch. Da es von Weigels Hand ist und Weigel mit Kirch brieflich verkehrte, wird dieses Schreiben als eigenständiger Brief gewertet. Der betreffende Brief Teubers an Kirch ist nicht datiert. Klaus-Dieter Herbst nimmt an, dass der Brief auf den 7./17. März 1682 zu datieren ist.

Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 1: Briefe 1665–1689, Brief Nr. 127, S. 123–124.

P.S.
Dieses ist einer von meinen treien Confidenten1 welcher mir in observationibus vnd elaborationibus never inventionum gute dienste leistet, weil Er schön reissen in Kupferstechen, Instrument vnd Uhrwercken machen etc. kan vnd sonst in Mathese wohl versirt. Der würde wohl die Mühewaltung auff sich nehmen, vnd demselben in Mechanicae gute handgriffe weisen wann Er Beiuns zukommen sich resolviren würde
Vale, et amare perge

Tuum EWeigelium PP || pm2


Für die Anmerkungen siehe
Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 3, Seite 68.

1   Neben Gottfried Teuber waren in dieser Zeit auch Johannes Meyer und Johann Andreas Schmidt die Vertrauten und Gehilfen von Erhard Weigel. Weigel ist für seine Himmelsgloben und mechanischen Erfindungen bekannt, die er in einer eigenen Werkstätte von seinen Assistenten herstellen ließ. Siehe Herbst, 2000, S. 61–63. Herbst, 2004 (Erhard Weigels mechanische Werkstatt). Kratochwil, 2004.
2   „Lebe wohl und fahre fort zu lieben Deinen Erhard Weigel, öffentlicher Professor, eigenhändig“


Literatur

  • Klaus-Dieter Herbst: Traces to the mechanic’s workshop: Gottfried Teuber’s copper engraving and woodcut illustrations for Erhard Weigel. In: Klaus Hentschel, Axel D. Wittmann (Hrsg.): The Role of Visual Representations in Astronomy: History and Research Practice. Thun und Frankfurt am Main 2000, S. 53–65.
  • Klaus-Dieter Herbst: Erhard Weigels mechanische Werkstatt. Eine Spurensuche. In: Jenaer Jahrbuch zur Technik- und Industriegeschichte, Jena Bd. 6 (2004), S. 33–40.
  • Stefan Kratochwil: Die Himmelsgloben von Erhard Weigel. In: Jenaer Jahrbuch zur Technik- und Industriegeschichte 2004, S. 41–54.