Archiv der Kategorie: Studenten

Philipp Otto Gercken (1646–1673)

Philipp Otto Gercken stammte aus Hildesheim und wirkte später als Jurist in seiner Geburtsstadt. Im Jahr 1667 verteidigte er an der Universität Jena unter dem Vorsitz Erhard Weigels die Schrift Amplissima in alma Salana Facultate Philosophica suffragante (VD17 23:240101N, Digitalisat).

Am 18. Juli 1672 ehelichte er in Hildesheim Anna Helene Storre (1652–1729), Tochter des Fürstlich-Braunschweigisch-Lüneburgischen Hofgerichtsassessors und Gräflich-Nassau-Spiegelbergischen Rat Hermann Storre (GEDBAS). Im darauffolgenden Jahr, am 8. Mai 1673 verstarb Philipp Otto Gercken nur 27jährig in Hildesheim.

Georg Albrecht Hamberger (1662–1716)

Georg Albrecht Hamberger wurde am 26. November 1662 als Sohn eines evangelischen Pfarrers im fränkischen Beyerberg geboren. Nach dem Besuch der Fürstenschule Heilsbronn und Studienbeginn an der Universität Altdorf schrieb Hamberger sich am 26. April 1684 an der Universität Jena ein, um dort sein Studium bei dem seinerzeit weithin berühmten Erhard Weigel fortzusetzen. Hamberger begann auch an der Universität Jena seine akademische Karriere. Mit Unterstützung Erhard Weigels wurde er 1694 außerordentlicher Professor und wahrscheinlich noch 1695 ordentlicher Professor, nachdem er im Frühjahr 1695 Weigels Enkelin Sophia Katharina Spitz geheiratet hatte.

Unmittelbar nach Weigels Tod übernahm es Georg Albrecht Hamberger als Nachfolger Weigels an der Universität Jena gemeinsam mit zwei weiteren Weigel-Schülern, Johannes Meyer (1651–1719) in Regensburg und Johann Christoph Sturm (1635–1703) in Altdorf, Weigels Kalenderreformbemühungen zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen.

Literatur
Klaus-Dieter Herbst: Erhard Weigels Forschungsansatz zu meteorologischen Messungen und die Umsetzung durch Georg Albrecht Hamberger. In: Katharina Habermann, Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Erhard Weigel (1625–1699) und seine Schüler. Göttingen 2016. Online, S. 189–207.
Katharina Habermann (Hrsg.): Die Kalenderbriefe des Georg Albrecht Hamberger im Kontext der Kalenderreform von 1700. Göttingen 2012. Online
Katharina Habermann: Georg Albrecht Hamberger zum 350. Geburtstag. In: Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Erhard Weigel (1625–1699) und die Wissenschaften. Frankfurt am Main 2013. S. 133–150.

Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft und Leibniz-Edition

Erinnerungstafel an Leibniz' Studienzeit bei Erhard Weigel in JenaErinnerungstafel an Leibniz‘ Studienzeit 1663 bei Erhard Weigel, im Hauptgebäude der Universität Jena | Quelle: Wikimedia
Foto: Evergreen68 | Lizenz: CC-BY-SA 4.0

In der internationalen Leibniz-Forschung hat Erhard Weigel einen Namen als akademischer Lehrer des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz. Insbesondere während seiner Studienzeit 1663 in Jena hat der junge Leibniz zahlreiche Anregungen von Weigel erhalten. Aber auch danach wirkte Weigel Zeit seines Lebens auf Leibniz‘ Schaffen, sei es als Korrespondenzpartner oder über seine publizierten Schriften, die Leibniz aufmerksam las. Die vielfältigen wechselseitigen Beziehungen im Werk beider Gelehrter sind noch heute für die Forschung von großem Interesse. Daher pflegt die Erhard-Weigel-Gesellschaft freundschaftliche Kontakte und regen wissenschaftlichen Austausch mit der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft.

Die historisch-kritische Leibniz-Edition (Akademie-Ausgabe) enthält mehrere Verweise auf Erhard Weigel: Personen- und Korrespondenz-Datenbank der Leibniz-Edition

Johannes Meyer (1651–1719)

Johannes Meyer wurde am 24.12.1651 im böhmischen Graslitz, heute Kraslice, geboren. Ab 1676 studierte er an der Universität Jena insbesondere bei Weigel. In der Matrikel der Universität Jena findet man erwartugsgemäß unter den Namen Meier, Meyer etc. etliche Einträge. Da es damals üblich war, an dieser Stelle den Geburtstort anzugeben, kann man als einzig relevanten schnell einen Johannes Meyer mit dem Eintrag

Greslicens. Bohem., S 1676

identifizieren (Seite 522, Matrikel der Universität Jena | Band 2). Die Angabe „Greslicens” wird im Ortsregister als Graslitz (Seite 1085), heute Kraslice (Seite 1083) aufgelöst. Weigel erwähnt Meyer in seiner „Fortsetzung des Himmels-Zeiger” zum großen Kometen von 1680/1681:

mit Hülff der … treuen und von wegen der daher empfundener HertzensLust extremè fleißigen Adjuvanten Herrn Johann Meyers von Regensburg Juris. stud. und … die eine geraume Zeit bey mir / nechst einem guten Wandel / in Mathesi eben so wohl als anderweit in andern studien sich geübet

Demnach ist Meyer vermutlich bereits vor seinem Studienbeginn in Jena nach Regensburg übergesiedelt. 1685 ging er von Jena zurück nach Regensburg, und zwar als Mathematik-Professor an das evangelische Gymnasium. Er war in Regensburg zugleich Vertreter Weigels am Immerwährenden Reichstag und Weigel führte ihn in der Funktion eines „Collegii Secretarius” als Mitglied des von ihm geplanten Collegium Artis Consultorum.

Nach Weigels Tod im März 1699 übernahm es Johannes Meyer gemeinsam mit Georg Albrecht Hamberger (1662–1716) und Johann Christoph Sturm (1635–1703), die von Weigel initiierte Kalenderreform zum Abschluss zu führen. Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) bezeichnete dieses Trio in seinen Briefen als ‚Triumviri‘ in Sachen Kalenderreform und brachte dessen Aktivitäten großes Interesse entgegen.

Meyer war mit Sabina Katharina Lederer verheiratet, von beiden hingen (zumindest im 19. Jahrhundert) Portraits im Regensburger Rathaus (vgl. Nr. 16 & 17 auf Seite 46 in Zerzog’s Beschreibung des Rathhauses zu Regensburg).

Meyer verstarb am 10.7.1719. Eine Sammlung von Abhandlungen und Briefen zur Kalenderreform von 1700 und zu dem von Weigel geplanten Collegium Artis Consultorum wird an der Nds. Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen aufbewahrt.

Johannes Gaupp (1667–1738)

Johannes Gaupp stammt aus Lindau im Bodensee (geb. am 7. Dezember 1667), immatrikulierte sich am 4. Juni 1685 und studierte bis 1689 Theologie und Mathematik an der Universität Jena. Nach seinem Studium bereiste Gaupp Norddeutschland, Holland und England. In London fungierte er als Überbringer von Briefen zwischen Weigel und der Royal Society, der Weigel sein 1693 erschienenes philosophisches Werk Philosophia mathematica widmete. Nach der Rückkehr von seinen Reisen wirkte Gaupp von 1694 bis zu seinem Tod als Pfarrer in seiner Geburtsstadt Lindau. Als Astronom und Mathematiker widmete er sich der Konstruktion und dem Bau von
Sonnenuhren oder unterstützte Weigels „Verbesserten Kalender“. Der Nachlass Johannes Gaupps wird im Stadtarchiv Lindau aufbewahrt.

Literatur
Reinhold Jauernig: Die Matrikel der Universität Jena. Band 2: 1652 bis 1723, S. 293.
Hildegart Schlee: Erhard Weigel und sein süddeutscher Schülerkreis. Heidelberg 1968, S. 134, Nr. 13.
Wolfgang A. Mommsen: Die Nachlässe in den deutschen Archiven. Oldenbourg Verlag, 1971, S. 756.
Andreas Selling: Deutsche Gelehrten-Reisen nach England 1660-1714. Frankfurt am Main, Bern, New York, Paris 1990, S. 358.
Edmund Spieß: Erhard Weigel, weiland Professor der Mathematik und Astronomie zu Jena, der Lehrer von Leibnitz und Pufendorf. Leipzig 1881, hier insbes. S. 39f. Online
Erhard Weigel: Philosophia mathematica, theologia naturalis solida, per singulas scientias continuata universæ Artis Inveniendi prima stamina complectens. Jena 1693, VD17 1:065389L, Digitalisat, Digitalisat, Digitalisat