Archiv der Kategorie: Korrespondenz

Brief Erhard Weigels an Gottfried Kirch, 1687

Laufende Nr. im Briefwechselverzeichnis von Stefan Kratochwil: No. 111
(Der Briefwechsel von Erhard Weigel. Seite 149.)

Dieser Brief wurde von Klaus-Dieter Herbst im Rahmen der Kirch-Korrespondenz publiziert. Dieser Edition inklusive der Anmerkungen sei an dieser Stelle gefolgt.

Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 1: Briefe 1665–1689, Brief Nr. 373, S. 415–416.

Salutem et amorem!1

Tit. Insonders großgl. Herr vnd werther Freundt. Vor die Bemühung bitte ich mir etwas auffzutragen, daß, weil Er die Schreibe-Gebühr nicht behalten wollen, ich doch sonst was zur Danckbarkeit thun möge. Ich bin izo hier zu Nürnberg, die Globos perpetuos vnd Correctos2 zu urgiren, daß sie hoffentlich künfftigen Frühling3 fertig seyn werden; Bitte beykommendes Schreiben4 so bald müglich nach Dreßden wohl zubestellen lassen, das porto, schicke hierbeÿ bis Leipzig, daß vbrige nach Dreßden wird der hl. selbst gar gerne zahlen. Vale et amare perge

Tuum ||ὅλως ὅλον || ErhWeigelium PP.5

Tit. || Herrn Gottfried Kirchen || vornehmen Astronomo || ggl. || in || Leipzig. || Citò Citò


Für die Anmerkungen siehe
Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 3, Seite 250.

1   „Gruß und Zuneigung!“
2   Siehe auch die Schrift Weigel, E.: Globorvm Correctorvm Et Perpetvorvm Novissima Descriptio, 1690.
3   Frühjahr 1688. In der Vorlesungsankündigung für das Sommersemester 1688 schreibt Weigel, daß die Hindernisse bei der Herstellung der verbesserten Globen überwunden seien. Siehe UB Jena, 2 Hist. lit. VI, 23, 193.
4   Der Adressat und das Schreiben selbst sind nicht bekannt. Wenn Weigel in dem weiterzuleitenden Brief mechanische Fragen zur Globenherstellung behandelt hat, dann käme als Empfänger der seit 1686 am sächsischen Hof in Dresden als Hof- und Kunsttischler tätige Andreas Gärtner in Betracht. Siehe Sonnemann, 1987, S. 165.
5   „Lebe wohl und fahre fort zu lieben Deinen [Dir] ganz und gar ergebenen Erhard Weigel, ordentlicher Professor.“


Literatur

  • Erhard Weigel: Globorum Correctorum Et Perpetuorum Novissima Descriptio & Usus. Jena 1690, VD17 39:115187V, Digitalisat
  • Rolf Sonnemann: Der sächsische Hofmechanikus Andreas Gärtner (1654–1727) und die „Gärtneriana“. In: Karl Czok (Hrsg.): Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Philologisch-Historische Klasse. Band 71, Heft 3, 1987. S. 163–166.

Brief Erhard Weigels an Gottfried Kirch, 23. August 1682

Laufende Nr. im Briefwechselverzeichnis von Stefan Kratochwil: No. 98
(Der Briefwechsel von Erhard Weigel. Seite 148.)

Dieser Brief wurde von Klaus-Dieter Herbst im Rahmen der Kirch-Korrespondenz publiziert. Dieser Edition inklusive der Anmerkungen sei an dieser Stelle gefolgt.

Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 1: Briefe 1665–1689, Brief Nr. 153, S. 160–161.

Gott mit uns!

Tit. Insonders Vielgl. Herr vnd Freund. Vor vbersendete1 fernere Ephemerides2 auff das heurige Jahr sage ich schuldigen Danck, Die vorigen 50. Exemplarien3 werden halb contentiret seyn, die vbrige Helffte habe ich unsern Adiuncto M. Schmidten4 alhier recommendiret, Ob Er vielleicht auch das Glück haben möchte solche gleicher weiß an den Mann zubringen wormit sichs aber in etwas verzogen, vnd ich habe so bal kein anderweitiges dergleichen Collegium auffthun können. Ich bin sehr ocassirt, wegen des Bauens in meinem neuen hauß, welches ich nun mehr durch Gottes Gnade bezogen.5 werde nicht nachlassen diese Arbeit ferner zu recommendiren: die Exemplarien werden sich nicht verliehren, sondern ihren Mann noch wohl erlangen.
Den iezigen Cometen6 haben wir alhier erst den 16. August zusehen bekommen. Hl. Dörffl zu Plauen hat Ihn den Dintag zuvor7 schon gesehen, weil Ihn sein Krnakes Kind8 in der nacht vnruhig gemacht, daß Er auffstehen müssen, da Er vngefehr zum Fenster hinaus sehend ihn erblickt.
Dieses Schreiben wird die Fr. Gletitzschin oferiren haben lassen. Dieselbe ist mir vber 40. Rthr schuldig vor ihres Sohns9 bey mit verzehrtes Kostgeld. Ich habe meinen StiefSohn,10 einen Cramer an Sie gewiesen mit 23. thlr. solche einem Messing Händler in Leipzig hl. Hauken vnd seinen Erben11 zu zahlen: das vbrige dem hln Günther12 Buchhändler in Dreßden da ich mich neulich auffgehalten, so viel Er davon paetendiren wird durch Stich Handlung13 zuzuschreiben. Ich habe aber bis dato keine Nachricht, weder von der Frau Gletitschin, noch von hln Günther, dem ich sonst auch 30. Exemplarien meines HimmelsZeigers14 vberlassen solche von sonder Praetension abzuziehen. Bitte mhhl. wolle die Fr. Gletitschin freundlich grüssen, vnd von ihr mündlich erfahren, wie es stehe. Sonderlich wie viel hl. Günther praetendire, Der mir es expressi weder zu Dreßden sagen, noch von Dreßden herschreiben wollen, ungeacht ich offt darum angehalten.
Ich hoffe nicht daß Er mehr alß das residuum praetendiren wird. Die 23. thlr. aber dem Messing Händler zubezahlen, gehen vor, sind ehe angewiesen, Bitte die Fr Gletitschin zu urgiren daß Sie besagten Cramer15 zu frieden stelle, damit Er meinen StiefSohn fernere wahre auff Credit von einer Meß zur andern vberlassen möge.
Bliebe wieder verhoffen hln. Günthern etwas zurück, das will ich Ihm selbst wohl gut thun. Die 23 thlr sind schon vor 2. Jahren angewiesen gewesen.
Bitte sich hierinnen zubemühen vnd mich ehist wieder zuberichten.16 Vale et amare perge

Tuum || ὅλως ὅλον || EWeigelium P. ⟨P.⟩17

Jena den 23. Aug. 1682.

Tit. || Herrn Gottfried || Kirchen Der HimmelsKunst || ergebenen || ggl. || in || Leipzig. || im Collegio || Paulino || per amy.18


Für die Anmerkungen siehe
Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 3, Seite 90.

1   Hieraus wird auf Brief Nr. 152 geschlossen, der mit der Sendung der Ephemeriden verbunden gewesen sein wird.
2   Kirch, G.: Annus II. Ephemeridum Motuum Coelestium 1682, 1682.
3   Bereits Anfang 1682 hatte Kirch vom zur Neujahrsmesse in Leipzig erschienenen ersten Jahrgang seiner Ephemeriden 50 Exemplare nach Jena geschickt, wo sie Weigel in seinen Vorlesungen verkaufte. Siehe Brief Nr. 122.
4   Johann Andreas Schmidt.
5   Bis zu dieser Zeit wohnte Weigel als Inspektor des Internats im Gebäudekomplex der alten Universität (Collegium Jenense). Das von Weigel 1682 bezogene (siehe Spieß, 1881, S. 31 f.), aber schon 1667 bis 1670 neuerbaute Haus zeichnete sich durch viele technische Eigenheiten aus, welhalb es auch noch heute als eines der 7 Wunder von Jena bezeichnet wird. Es wurde 1898 abgerissen. Siehe Weber, 1897.
6   Komet 1P/1682 Q1 (Halley). Siehe Kronk, 1999, S. 373–376 und Yeomans, 1991, S. 422. Nur zu diesem Kometen siehe Freitag, 1984.
7   15./25. August 1682.
8   Vermutlich Euphrosyne Dörffel. Siehe Pfitzner, 1998, S. 43.
9   Thomas Fritsch, Sohn von Katharina Margaretha Gleditsch aus erster Ehe mit Johann Fritsch.
10   Von Weigels Stiefsöhnen sind nur zwei mit Namen bekannt, Martin und Christoph Hartmann, beides Söhne aus erster Ehe von Weigels Frau Elisabeth. Da Christoph und Martin studiert haben, wird der hier genannte Kramer ein dritter Stiefsohn sein.
11   Hauke. Vorname und Erben nicht ermittelt.
12   Michael Günther.
13   Stich Handlung: kaufmännisch Kauf- oder Tauschgeschäft. Siehe Grimm, 1984, Bd. 10, Sp. 404–407, Handlung 11) und 12) sowie Bd. 18, Sp. 2688–2693, Stich B 8).
14   Weigel, E.: Himmels=Zeiger, 1681.
15   Die von Weigel beschriebenen Verbindlichkeiten geben nur Sinn, wenn dieser „Cramer“ der Messinghändler Hauke ist, und nicht Weigels Stiefsohn, der auch als „Cramer“ bezeichnet wird. Denn dem Messinghändler Hauke sind unbedingt die 23 Taler zu zahlen, die dieser schon seit zwei Jahren zu erhalten hat, damit er anschließend Weigels Stiefsohn, auch ein Kramer, weiterhin Kredit gewähren wird. Da das im Interesse von dem Stiefsohn ist, hatte Weigel ihn bezüglich der 23 Taler zu Frau Gleditsch geschickt.
16   Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt.
17   „Lebe wohl und fahre fort, Deinen [Dir] ganz und gar ergebenen Erhard Weigel, ordentlicher Professor, zu lieben.“
18   Der den Brief überbringende Freund wurde nicht ermittelt.


Literatur

  • Gottfried Kirch. Annus II. Ephemeridum Motuum Coelestium 1682. Leipzig 1682. VD17 39:119642A, Digitalisat
  • Edmund Spieß: Erhard Weigel, weiland Professor der Mathematik und Astronomie zu Jena, der Lehrer von Leibnitz und Pufendorf. Leipzig 1881. Online
  • Paul Weber: Das Weigel’sche Haus und das alte Jena. Jena 1897.
  • Garry W. Kronk: Cometography. A Catalog of Comets. Volume 1: Ancient–1799. Cambridge 1999.
  • Donald K. Yeomans: Comets. A Chronological History of Observation, Science, Myth, and Folklore. New York [u.a.] 1991.
  • Ruth S. Freitag: Halley’s Comet: A bibliography. Washington 1984.
  • Elvira Pfitzner: Die astronomischen Beobachtungen des Geistlichen Georg Samuel Dörffel. 1643–1688. Weissbach 1998
  • Erhard Weigel: Himmels-Zeiger Der Bedeutung Bey Erscheinung Des ungemeinen Cometen : Anno 1680. von 6. Novembr. an/ beobachtet. Jena 1681, VD17 39:123010L, Digitalisat
  • Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Nachdruck der Erstausgabe 1854–1960. Stuttgart 1984 (München 1991). Online

Brief Erhard Weigels an Gottfried Kirch, März 1682

Laufende Nr. im Briefwechselverzeichnis von Stefan Kratochwil: No. 94
(Der Briefwechsel von Erhard Weigel. Seite 148.)

Dieser Brief wurde von Klaus-Dieter Herbst im Rahmen der Kirch-Korrespondenz publiziert. Dieser Edition inklusive der Anmerkungen sei an dieser Stelle gefolgt.

Dieses Schreiben Erhard Weigels ist ein Zusatz am Schluß des Briefes von Gottfried Teuber an Kirch. Da es von Weigels Hand ist und Weigel mit Kirch brieflich verkehrte, wird dieses Schreiben als eigenständiger Brief gewertet. Der betreffende Brief Teubers an Kirch ist nicht datiert. Klaus-Dieter Herbst nimmt an, dass der Brief auf den 7./17. März 1682 zu datieren ist.

Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 1: Briefe 1665–1689, Brief Nr. 127, S. 123–124.

P.S.
Dieses ist einer von meinen treien Confidenten1 welcher mir in observationibus vnd elaborationibus never inventionum gute dienste leistet, weil Er schön reissen in Kupferstechen, Instrument vnd Uhrwercken machen etc. kan vnd sonst in Mathese wohl versirt. Der würde wohl die Mühewaltung auff sich nehmen, vnd demselben in Mechanicae gute handgriffe weisen wann Er Beiuns zukommen sich resolviren würde
Vale, et amare perge

Tuum EWeigelium PP || pm2


Für die Anmerkungen siehe
Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 3, Seite 68.

1   Neben Gottfried Teuber waren in dieser Zeit auch Johannes Meyer und Johann Andreas Schmidt die Vertrauten und Gehilfen von Erhard Weigel. Weigel ist für seine Himmelsgloben und mechanischen Erfindungen bekannt, die er in einer eigenen Werkstätte von seinen Assistenten herstellen ließ. Siehe Herbst, 2000, S. 61–63. Herbst, 2004 (Erhard Weigels mechanische Werkstatt). Kratochwil, 2004.
2   „Lebe wohl und fahre fort zu lieben Deinen Erhard Weigel, öffentlicher Professor, eigenhändig“


Literatur

  • Klaus-Dieter Herbst: Traces to the mechanic’s workshop: Gottfried Teuber’s copper engraving and woodcut illustrations for Erhard Weigel. In: Klaus Hentschel, Axel D. Wittmann (Hrsg.): The Role of Visual Representations in Astronomy: History and Research Practice. Thun und Frankfurt am Main 2000, S. 53–65.
  • Klaus-Dieter Herbst: Erhard Weigels mechanische Werkstatt. Eine Spurensuche. In: Jenaer Jahrbuch zur Technik- und Industriegeschichte, Jena Bd. 6 (2004), S. 33–40.
  • Stefan Kratochwil: Die Himmelsgloben von Erhard Weigel. In: Jenaer Jahrbuch zur Technik- und Industriegeschichte 2004, S. 41–54.

Brief Erhard Weigels an Gottfried Kirch, 19. Dezember 1680

Laufende Nr. im Briefwechselverzeichnis von Stefan Kratochwil: No. 88
(Der Briefwechsel von Erhard Weigel. Seite 148.)

Dieser Brief wurde von Klaus-Dieter Herbst im Rahmen der Kirch-Korrespondenz publiziert. Dieser Edition inklusive der Anmerkungen sei an dieser Stelle gefolgt.

Dieser Auszug von unbekannter Hand entspricht im Wortlaut dem Mittelteil eines Briefes von Weigel an Herzog Johann Ernst II. von Sachsen-Weimar vom 19./29. Dezember. Da Kirch spätestens seit Anfang der 1670er Jahre mit Weigel bekannt war und Kirch nachweislich Beschreibungen von Kometenerscheinungen anderer Beobachter, darunter aus Jena, erhalten hat, ist es sinnvoll anzunehmen, daß Weigel am 19./29. Dezember 1680 auch einen Brief an Kirch geschickt hat.

Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 1: Briefe 1665–1689, Brief Nr. 77, S. 71–72.

Extract Schreibens von Herrn Erhardo || Weigeln, aus Jehna den 19. Decembr. 1680.

Welcher gestalt Ich alhier den annoch wehrenden, und an wunderlichen Erscheinungen immer zunehmenden Cometen,1 nicht allein vom 10. Novembr. an, solange Er früh vor der Sonnen Aufgang zusehen gewest, sondern auch nachdem Er den eigenen Lauff der Sonnen übertroffen, und sich nun nach der Sonnen Untergangn hinführo weiter erweisen wird, das Erstemahl den 11. Decembr. das (2) mahl gestern als den 18. Decembr. zum 3tenmahl heüte den 19. ejusdem auf das fleißigste beobachtet. Und2 befinde Ich beÿ demselben soviel wundersame Eigenschafften, daß Ich mit fleißiger Nachschlagung im Register der vormahls erschienenen Cometen, noch keinen finden können, der Ihme gleich wehre, Indem Er (1.) gantz nahe unter dem Marte im Himmelsbilde des Löwen, also käntlich entstanden, daß man von seiner Gebuhrt Stad gewißer als sonst von je eines andern Cometen seiner versichert, (2.) gar nahe beÿ der Mittelstraße des vornehmsten Creißes des Zodiaci, darunter alle Planeten sich aufhalten, immer her und fort gestrichen, daß Er einen Strich, nicht wie die andern alß einen Circkel, sondern als eine Schlangen Linie geführet, welches sonst von keinem gelesen wird. (3.) So ist Er auch viel käntlicher alß ie einer, da man doch von gar sehr wenigen dergleichen lieset, so wohl vor alß nach der Sonnen gesehen worden, hat sich erstlich als ein Morgenstern, nun aber als ein Abendstern erwiesen. (4.) Ist der Schweiff ümb ein ziemliches länger, als ie einer observiret worden, und hat sich diesen nechsten Erscheinungen nach, über 70. grad am himmel erstrecket, so formidabel, daß sich gestern alhier Jederman davor entsezet, auch einige gemeine Leüthe Willens gewesen, in Erblickung Seiner, es vor ein Feüer auszuschreÿen.
Nun gehet der so große Schweiff mitten durch den Adler, auf das Creütz Christi, sonst der Schwan genant, zu, und zielet der Comet mit seinem iezo von der Mittelstraße abgewendeten Lauffe gegen dem Delphin und dem Pegaso hin, und scheinet allso, daß Er daherum seinen Lauff vollenden würde: Weßwegen er sich denn Uns Christen, sonderlich im Römischen Reiche, sehr considerabel darstellet.
Ich bin gleich begriffen, meine wenige Beschreibung zum Druck zu befördern, darzu schon der Anfang gemachet, und darneben der gantze Zodiacus mit dem Lauffe des Cometen in Kupffer gestochen wird.3 p


Für die Anmerkungen siehe
Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 3, Seite 40.

1   Komet C/1680 V1. Siehe Kronk, 1999, S. 369–373 und Yeomans, 1991, S. 422.
2   Von hier bis zum Ende des nächsten Absatzes gleicht der Text auch der Beschreibung in einer Veröffentlichung von 1681. Siehe N.N.: Prognosticon, Oder Unmaßgebliches Bedencken, 1681, Bl. 35v.
3   Siehe Weigel, E.: Himmels=Zeiger, 1681, S. 65 ff. Darin befindet sich der hier erwähnte Kupferstich mit der Bahn des Kometen.


Literatur

  • Garry W. Kronk: Cometography. A Catalog of Comets. Volume 1: Ancient–1799. Cambridge 1999.
  • Donald K. Yeomans: Comets. A Chronological History of Observation, Science, Myth, and Folklore. New York [u.a.] 1991.
  • Erhard Weigel: Himmels-Zeiger Der Bedeutung Bey Erscheinung Des ungemeinen Cometen : Anno 1680. von 6. Novembr. an/ beobachtet. Jena 1681, VD17 39:123010L, Digitalisat
  • Prognosticon, Oder Unmaßgebliches Bedencken/ Uber Den letzten im Außgang des verschienenen/ und im Anfang dieses 1681sten Jahrs/ erschienenen greülichen und unerhörten langen Cometen : Zusammen getragen auß etlichen Schrifften der berühmbtesten Mathematicorum. Hamburg 1681. Band 1. VD17 1:058018A, Digitalisat

Brief Erhard Weigels an Gottfried Kirch, 23. Februar 1692

Laufende Nr. im Briefwechselverzeichnis von Stefan Kratochwil: No. 129
(Der Briefwechsel von Erhard Weigel. Seite 150.)

Dieser Brief wurde von Klaus-Dieter Herbst im Rahmen der Kirch-Korrespondenz publiziert. Dieser Edition inklusive der Anmerkungen sei an dieser Stelle gefolgt.

Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 2: Briefe 1689–1709, Brief Nr. 498, S. 130–131.

Felicissimum Progressum novae || semper Vitae.1 || Tit. Insonders ggl. Herr und werther Freundt.

Ich habe die Hoffnung zu einem Collegio Mathematico2 im Reich noch nicht fallen lassen: bescheret Gott Friede, werde ich nicht ermangln, wenn ich lebe, es nach Möglichkeit zu poussiren, und mggl. wegen des Calenders vornehmlich dazu ferner zu recommentiren.3 Mit diesem berichte ich, daß unlängst ein guter Freundt4 unter den Fuhrleuthen sehr gewünscht, und ein paar dutzend Thlr dazu gern zu spendiren sich vernehmen lassen, wenn Er eine richtige Monds Tafel haben könte, darinnen alle Tag zu sehen, wenn der Mond auff und untergehe, solche auff den Reysen zu gebrauchen, nur im Teutschland herum, und sich darnach zu richten. Nun hab ich Ihme zwar von mhhln seinen Ephemeridibus5 gesagt darinner aller Planeten Auff und untergang auff alle Tag zu finden: aber die guten Leuthen können sich in das Latein, und in so vielerley beysam, nicht richten. Mein ggl. schreibe mir seine Gedanken,6 ob nicht ein Tractätlein à part zu solchem End vor die Fuhrleuth herausgegeben werden möchte, darein sich diese Leuthe leichtlich finden könten. Ich will diesen Freund obligiren, daß Er seinen Vorschuß dazu praestiren möge, welchen ich mggl. fideliter zusenden werde, weil ich selbst zu solchen werckh nicht Zeit finde, und mhhl. ohne das diese Rechnung ordentlich zu führen pflegt. Vielleicht schickt sich, daß ein Schema dazu gefunden wird, dessen sie sich alß einer Scheiben7 die leicht zu gebrauchen bedienen könten. Vale et amare perge

Tuum || Erh Weigelium.8

Jena den 23. Febr. || 1692.

P.S. Möchte hiernechst gerne wissen, ob mggl. wie ich vernommen, sich von Leipzig wegzubegeben willens sey:9
Ich wünsche daß mhhl in diesen Landen besser accommodiret werden, und darinnen zu bleiben mehr beliebung haben möchte.

Tit. || Herrn Gottfried Kirchen || berühmten Astronomo || ggl. || in || Leipzig. || Franco!


Für die Anmerkungen siehe
Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Die Korrespondenz des Astronomen und Kalendermachers Gottfried Kirch. Band 3, Seite 379.

1   „Glücklichsten Fortgang des immer neuen Lebens.“
2   Erhard Weigel beabsichtigte ein „Collegium Artis Consultorum“ zu gründen, das unter anderem für die Herausgabe eines für alle deutschen Länder einheitlichen neuen Kalenders verantwortlich sein sollte. Siehe Hamel, 1999.
3   Zu Kirchs Rolle in den Plänen von Weigel siehe Herbst, 2002, S. 146–149.
4   Nicht ermittelt.
5   Kirch, G.: Annus I. [–XII.] Ephimeridum Motuum Coelestium 1681 [–1692], 1682 [–1691].
6   Ein Antwortschreiben von Kirch ist nicht bekannt. Obwohl es sehr wahrscheinlich ist, daß Kirch auf diesen Brief mit einem Schreiben an Weigel reagiert hat, wird kein weiteres Schreiben in das chronologische Briefverzeichnis aufgenommen, da keine Notiz dazu vorliegt.
7   Vom Prinzip her würde es sich dabei um eine drehbare Stern- bzw. Mondkarte handeln. Eine dem ähnliche Karte veröffentlichte Kirch bereits 1681 als „Stern=Uhrlein“. Siehe Kirch, G.: Europaeischer Wandersmann, 1681, S. 213.
8   „Lebe wohl und fahre fort zu lieben Deinen Erhard Weigel.“
9   Kirch sah sich als Pietist in Leipzig Anfeindungen ausgesetzt, weshalb er von Leipzig wegziehen wollte. Im Oktober 1692 siedelte er in seine Geburtsstadt Guben über.


Literatur

  • Jürgen Hamel: Erhard Weigel und die Kalenderreform des Jahres 1700. In: Reinhard E. Schielicke, Klaus-Dieter Herbst, Stefan Kratochwil (Hrsg.): Erhard Weigel – 1625 bis 1699. Barocker Erzvater der deutschen Frühaufklärung. Thun und Frankfurt am Main 1999. (Online) S. 135–156.
  • Klaus-Dieter Herbst: Der Societätsgedanke bei Gottfried Kirch (1639-1710) unter Einbeziehung seiner Korrespondenz und Kalender. In: Beiträge zur Astronomiegeschichte. Frankfurt am Main, Band 5, S. 115–151.
  • Gottfried Kirch: Annus … Ephemeridum Motuum Coelestium Ad Annum Aerae Christianae … Leipzig 1681. VD17 39:119638Q, Digitalisat

Brief Erhard Weigels an das Corpus Evangelicorum, 10./20. Januar 1699

Laufende Nr. im Briefwechselverzeichnis von Stefan Kratochwil: No. 200
(Der Briefwechsel von Erhard Weigel. Seite 154.)

Weigel drängte sehr auf einen Kalenderwechsel bei den Protestanten im Jahr 1699. Das lag an der Tatsache, dass die Differenz zwischen Julianischem und Gregorianischen Kalender im Februar 1700 auf 11 Tage anwuchs. Da 1700 im Julianischen Kalender ein Schaltjahr im Gregorianischen Kalender jedoch ein Gemeinjahr ist, entsprach der 18. Febrauar 1700 im Julianischen Kalender dem 28. Februar Gregorianisch, der 19. Febrauar aber dem 1. März. Bis zum 18. Febrauar 1700 nach Julianischem Kalender betrug die Differenz zwischen dem Julianischen und dem Gregorianischen Kalender 10 Tage, am darauffolgenden Tag erhöhte sie sich auf 11 Tage.

Aus seinem im Folgenden vollständig wiedergegebenen Brief vom 10. Januar 1699 an das Corpus Evangelicorum, die Vertretung der evangelischen Reichsstände am Immerwährenden Reichstag in Regensburg, geht hervor, dass die Reform 1699 wohl nicht mehr umgesetzt werden kann. Aus diesem Brief spricht auch seine Ungeduld. Es solle doch nun endlich zu einer formalen Beschlussfassung kommen, damit die Reform im kommenden Jahr in Kraft treten könne. Schließlich wird in Bälde mit dem Druck der Kalender für das folgende Jahr begonnen.

Abermahliges Schreiben / des Professoris Weigelii zu Jena an das Evangelische Corpus zu Regensburg in dem Kalenderwesen / etc.

Des Heiligen Römischen Reichs Churfürsten/ Fürsten und Ständen Evangelischer Religion bey noch währender Reichs-Versammlung hochansehnliche Herren Räthe/ Bottschafften und Gesandte.

Hoch- und Wohlgebohrne/ Hoch-Edelgebohrne Hoch-Edelgestrenge/ Wohl-Edle/ Veste/ Hochgeehrte und Hochweise gnädig-Großgünstige Hochgeehrte Herren.

Obwohlen Euer Excell. und Gnaden auch meinen Großgünstigen Hochgeehrten Herren mit noch fernerer gehorsamster Recommendirung dero bereits vor einiger Zeit zu meiner Consolation und des publici mercklichen Nutzen zur Sprach gebrachten Calender-Sache beschwehrlich zufallen um so mehr anstehen solte/ als von denen meisten der Evangelischen Reichs Stände Höfen mir die vergnügliche Nachricht zugekommen/ daß das Werck seine nöthige Erledigung ohne weiteren Aufschub in Regenspurg erlangen solle/ hierzu auch die erforderliche Ordre dahin bereits gesandt worden/ so hat jedennoch das so gar nahe herrückende Ende dieses gegenwärtigen Seculi, mithin, die unvermeydlich zu erwartende Vermehrung der Zeit-differentz in beyden Stylis dieses abermahlige unterthänige Memorial mir gleichsam abgenöthiget/ weil die Nothdurfft allerdings erfordert/ daß/ da bekandter massen ein grosser Verlag der Calender im Römischen Reich geschieht/ mit deren Verfertigung vor das 1700. Jahr der würckliche Anfang anjetzo in wenig Wochen gemacht werden muß/ wodurch so dann/ falls die Conciliirung des alten und neuen Calenders erst nach Verfliessung einiger Zeit beliebt werden solte/ die Verleger in sehr grosse vergebliche Speesen gesetzt würden/ zu geschweigen/ daß so wohl gar zweyerley Calender so dann divulgiret/ und dadurch noch mehr Unordnung verursacht werden dörffte/ wann auch ausser jetzo angeführten zu BEschleunigung dieses Geschaffts unstreitig höchstdringenden Ursachen durch Verschiebung der endlichen des hochlöblichen Corporis Evangelici Resolution dieses Negocium je länger je schwerer wird/ die von ein und andern Calendariographo auch dort und da etwa so thane Vorschläg so bewand seyn/ daß sie nicht so wohl auff eine beständige Harmonie in beyden Stylis, als Zeitvereinigung de praesenti nichts austragende Kleinigkeiten/ ja wohl gar aus besonderm Absehen auff gäntzliche Hintertreibung der so lang von Hohen und Niedern hertzlich verlangten zukünfftigen Einigkeit in jetztgedachter Zeit-Rechnung abzuzielen scheinen; Der von mir gethane unthänige Vorschlag dagegen so beschaffen ist/ daß er den Haupt-Mangel des Julianischen Calenders auff einmahl hebt/ alle festa immobilia, auch/ falls der bißherige accurateste Cyclische modus, die Ostern zu finden/ dessen sich der Lilianische Calender auch bedient/ behalten wird/ gleichfalls alle festa mobilia beysammen behält/ biß etwa mit guter Weyle und sich hervor thuender bequemer Gelegenheit die
Evanglischer so wohl als Catholischer Religion zugethane Astromoi des von Kayserlicher Majestät allergnädigst concedirten Collegii Artis Consultorum sich mit zusammen gesetzten Fleiß dahin bearbeiten werden/ der gesamten Christenheit annehmliche Vorschläge zu thun/ wie das OsterFest von welchem alle beweglichen Feste dependiren/ nit mehr Cyclice, sondern Astronomicè ausgerechnet werden möge; Als ergehet hiemit nochmachlen an Eure Excell. und Gnaden auch meine Großgünstige und Hochgeehrte Herren/ mein widerholtes bewegliches auch gehorsamst und geziehmendes Bitten und Suchen/ sie geruhen grnädig und großgünstig durch einen schleunigen endlichen Schluß das Calender-Werck in die längst desidirirte Conformität zu setzen/ damit folglich durch unverzügliche publication aller Orten wo der Calender-Verlag in Schwang gehet/ solches kund gemacht/ mithin der obvermelden Confusion unn dem zu besorgenden grossen Schaden in Zeiten möglichst vorgebauet werden könne.

Hierdurch werden Euer Excell. und Gnaden auch meine Großgünstige Hoch- und Vielgeehrte Herren sich bey der gesamten Christenheit und dem Publico einen unsterblichen Nachruhm und ein unvermelckliches Meritum erwerben/ ich aber vor meine Wenigkeit werde nebens dem gesamten Collegio artis Consultorum dafür auffs höchste devincirt verbleiben/ wie ich dann nechst sehnlichen Verlangen eines erwünschten Schlusses in dieser hochwichtigen deliberation mit geziehmenden Respect verharren.

Eurer Excell. und Gnaden auch meiner Großgünstigen Hochgeehrten Herren.
Jena den 10/20. Januarii, 1699.
Unterthänig- und befliessenster Diener
Erhardus Weigelius Mathem. Senior.


Literatur